Das Anti-SUV-Bike: Wie nachhaltig ist das Radkutsche Rapid E-Lastenrad? #8

Runde Reise Dialog :: Stefan Rickmeyer - Gründer und Geschäftsführer der Lastenrad-Manufaktur Radkutsche über konsequente Regionalität, Langlebigkeit und Reparierbarkeit. Und warum es nicht das Ziel sein kann, dass alle Leute sich alle drei Jahre ein neues Rad kaufen…

 

INTRO :: Das Radkutsche Rapid ist ein fixer Bestandteil des Runde Reise Lastenrad-Urlaubs. Ein maßgebliches PRO für die Wahl des Lastenrades war - neben dem exzellenten Fahrverhalten und dem enormen Tansportvolumen - die nachhaltige Unternehmensphilosophie. Stefan Rickmeyer, Geschäftsführer und Gründer der Lastenradmanufaktur Radkutsche hier im Interview.


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Interview

Karen Rike / Runde Reise :: SUV-Bike? Cargobike? Lastenrad? Wie nennst du das Radkutsche Rapid?
Stefan Rickmeyer / Radkutsche ::
Lastenrad und Cargobike sind gute Namen. Wir halten das Rad einfach und bieten vielseitige Aufbauten. Unsere Kund:innen können maximal viel selbst am Rad machen und es lange fahren - wenn sie das wollen. Die SUV-Strategie Lastenräder immer größer, voluminöser, elektrifizierter und weniger leicht reparierbar bzw. nicht adaptierbar zu machen entspricht uns nicht. Das Radkutsche Rapid ist sozusagen das „Anti-SUV-Bike“. Einen Zweit-Akku kann man beim Rapid dennoch installieren.

Wie wird Rapid richtig ausgesprochen?
SR: Ich spreche es englisch aus. Wir wollen das Deutsche nicht überbetonen. Regionalität und die Frage „Wie kriegen wir diese wirklich hin?“ ist unser Kern als Lastenradmarke und Hersteller.


Stefan Rickmeyer vor dem Unternehmenssitz in Nehren (Tübingen). Er gündete vor knapp 20 Jahren “Radkutsche” und setzt sich seitdem für Umweltschutz in Form von nachhaltiger Mobilität ein. Das Markenzeichen: Nicht Massenartikel sondern handgefertigte Transporträder! Foto © Radkutsche

 

Made in Germany: Was haben wir davon?

Ein Lastenrad, komplett Made in Germany?!
SR: Ja, fast. Es findet meiner Meinung nach aktuell ein Missbrauch des Qualitäts-Siegels “Made in Germany” in der Branche statt. Wenn 80 % der Teile aus Fernost zugeliefert werden und hierzulande das Bike nur zusammengeschraubt wird, hat das nix mit „Made in Germany“ zu tun. Wir versuchen Rahmen, Teile, Zubehör und bis ins Detail – auf kurzem Weg und nachhaltig – selbst zu machen. Und wir hinterfragen Lieferketten.

Was haben eure Kund:innen davon?
SR: Erstens: Wir können schnell individuelle Anpassungen am Rad vornehmen. Zweitens: Die Lebensdauer und Reparierbarkeit der Räder erhöht sich durch (a) den Einsatz von deutschem bzw. europäischem Stahl statt Aluminium und (b)  regional gefertigten Teilen und Zubehör.

Anpassung, Langlebigkeit, Reparierbarkeit – nicht unbedingt die Zugpferde des Kapitalismus...
SR: Kürzlich hab ich den Satz gehört: „Wir müssen hinkriegen, dass alle Leute alle drei Jahre ein neues Rad kaufen.“ Das ist NICHT unser Ziel. Wir wollen, dass sich die Leute mit ihrem Lastenrad identifizieren; es maximal lang fahren!

Wie stehst du zur Aussage, dass kurzweiligere Nutzungs- und schnellere Kaufverhalten den Gebrauchtmarkt ankurbeln? So würden Lastenräder für niedrigere Einkommensgruppen erschwinglich werden?
SR: Wir sehen das gut am Beispiel E-Auto. Da wurde gesagt: „Wir brauchen einen großen Gebrauchtmarkt, damit sich das E-Auto durchsetzt“. Das ist nicht passiert. Radkutsche will kein 3.500 EUR Rapid anbieten. Wie soll das gehen, wenn man auf Nachhaltigkeit setzt? Ja, Ökologie kriegt man auch in Fernost. Aber die sozialen Auswirkungen sind für uns nicht nachvollziehbar.

Rahmen, Tretlager, Steuerrohr - Regionale Fertigung von Dreh- und Frästeilen aus deutschem / europäischem Stahl ist bei Lastenrädern eine absolute Ausnahme! Foto © Radkutsche

Rad-Details, Ausstattung, Zubehör

Zurück zum Rapid: Individuelle Anpassungen und maximal langer Nutzen. Wie kann ich mir das vorstellen?
SR: Das Rapid passt sich unterschiedlichen Lebensabschnitten an: Zuerst Kinderkutsche, dann Transportrad, irgendwann Coffee-Bike! Wir können auch reagieren, wenn sich Anforderungen an die Nutzungsart ändern: Es ist möglich den Rahmen zu öffnen für Riemen oder die Höhe des Lenkereinbaus zu adaptieren.

Welche Teile die üblicherweise aus Fernost geliefert werden, fertigt ihr selbst? Was ist das Gute daran?
SR: Tretlager und Steuerrohr kommen standardmäßig aus Fernost und sind aus Aluminium. Wir fertigen diese Teile in Tübingen aus Stahl. Das ist dreifach gut: (1) Stahl hat gute Federungseigenschaften, ist (2) länger haltbar als Aluminium und (3) kann jede gute Schlosserei das reparieren – weltweit!

Wie nachhaltig ist die Fertigung in Deutschland?
SR: Wir achten drauf, dass bei der Herstellung der kleinen Teile auch in Deutschland nachhaltig agiert wird: Achsen, Ausfallenden, kleine Teile und Scheiben, Gabelbrücken, Lenker – all das wird lokal aus Stahl geschnitten und gedreht. Jetzt geht es ins Detail: Für die Fertigung dieser Teile braucht es ein spezielles Öl und Lappen. Normalerweise werden diese Lappen einmal verwendet und dann entsorgt. Wir verwenden die Lappen wieder!

Ist die komplette Radkuschen-Produktion in-house?
SR: Nein. Wir arbeiten zB. mit TUE-Teile - der Tochterfirma von Wilfried Schmidt, den viele als SON-Nabendynamo kennen, zusammen. TUE-Teile fertigen für uns Dreh- und Frästeile. Wilfried war einer der wenigen, der uns nicht groß angeschaut hat, als wir vorgeschlagen haben, die Öllappen bei der Herstellung der Kleinteile zu recyclen!

Die Rapid Wanne ist aus Alu. Was spricht für Radkutsche gegen den Polypropylen-Trend bei Cargobike-Boxen?
SR: Aus Gewichtsgründen wählten wir eine Alu-Wanne - statt Stahl - in der die Kinder bei Unfällen gut geschützt sind und die nach 10 Jahren Nutzung neu pulverbeschichtet werden kann. Wir achten auf sortenreines Aluminium. So kann , damit die Wanne eingeschmolzen und wiederverwendet werden kann. Schaumstoff-Boxen sind irreparabel und nicht recycling-fähig. Die können nur verbrannt werden. Das ist nichts für uns.

Apropos Pulverbeschichtung...
SR: Pulverbeschichten ist besser als Lackieren, da es langlebiger ist. Das machen wir auch mit den Rahmen - in allen Wunschfarben!

Und das Verdeck?
SR: VAUDE fertigt das - ebenfalls reparierbare - Radkutsche-Verdeck. Wir haben dafür kein gängiges „Schadstoff-Frei“-Zertifikat, denn das Unternehmen setzt neue Nachhaltigkeits-Standards in der Textilindustrie und ist noch besser.

Rahmen und Teile: Woher kommt der Stahl? Was ist da nachhaltig dran?
In meiner Idealwelt wird ein Stahlrad am Lebensende eingeschmolzen und daraus wird wieder ein Neues gemacht. Die Deutschen Stahlwerke – also unsere Zulieferer – haben den Wandel verstanden und sind an der Transformation dran. Aber sie sind noch weit weg davon das Prozedere ohne Gas hinzubekommen.

Antrieb und Akku: Gängige Kritikpunkte beim E-Bike! Wie siehst du das?
Die Hebel zur Veränderung des Akku-Marktes haben wir als Fahrradhersteller nicht direkt in der Hand. E-Bike-Akkus sind im Vergleich zum E-Auto viel kleiner. Ein E-Auto-Akku arbeitet 15 bis 20 Jahre gut, dann sinkt die Leistung auf 60% und die Akkus können zB. ein Haus versorgen. Die Lebenserwartung eines E-Bike-Akkus liegt bei etwa acht Jahren. Der ZIV (Anm. d. Red. Zweirad-Industrie-Verband) hat in den lezten Jahren Akku-Rücknahme-Systeme von eBikes vorangebracht, um zumindest seltenen Erden zu recyceln…

Lieferung

Wie löst ihr die Auslieferung? Wie verpackt ihr das Rad?
Wir wagten eine spannende Verpackungs-Optimierung um vom Plastik wegzukommen: Das Rad wird auf Holzpalette montiert. Den vorderen Teil stecken wir in ein von uns entwickeltes Karton-Häuschen. Der Schutz für das Hinterrad ist eine Karton-Sitz-Bank zum Sitzen. Bisher dachten wir, Luftpolsterfolie schützt besser vor Transportschäden. Aber das Verpackungs-Experiment mit dem Papp-Häuschen zeigt: Die Speditionsfahrer gehen sensibler mit dem Paket um. Die Schäden sind zurückgegangen. Und die Kinder und Familien die ein Rapid bestellt haben, kriegen ein Spielehäuschen zum Bemalen und Bewohnen dazu! Eine nachhaltige Spedition suchen wir aber noch...  aber auch dieser Markt ändert sich gerade. Ins Zentrum von London kommt man nicht mehr mit dem LKW, auch da passiert ein Umdenken!

Kann ich mein Rapid auch direkt bei euch abholen?
Klar. Im Umkreis von 200 km bewerben wir das auch aktiv: Kommt hierherher! Radelt heim!

Ein Rapid wird angeliefert! Plastikfrei verpackt im Papphäuschen mit Sitzbank zum Weiterspielen, Bewohnen und Anmalen. Foto © Radkutsche

 

Echte Nachhaltigkeit?

Echte Nachhaltigkeit bedeutet Regeneration. Seid ihr da als Unternehmen schon am Start?
Wir sind noch nicht so weit, wie ich das gern hätte – trotz unseres 20-jährigen Firmenjubiläums im Jahr 2025! „DeGrowth“ leben wir noch lange nicht, auch nicht als Gesellschaft. Transformation bedeutet aktuell noch neuen Konsum – also auch neue Räder und neuen Verkauf und neuen Stahl...



Danke Stefan!

 

Radkutsche Probefahen Brandenburg Herbst Urlaub

Radkutsche Probe fahren?

Buche ein kostenloses und unabhängiges Online-Beratungsgespräch und mach im Anschluss einen Wochenend-Ausflug mit deinen Kindern auf einer Radkutsche!

Du möchtest das Radkutsche Rapid besser kennenlernen und ausgiebig Probe fahren - am liebsten gleich mit der ganzen Familie oder mit deinen Kindern? Auch das kannst du bei Runde Reise machen! Klick auf den Button unten und schreib’ uns eine Nachricht!

Wie läuft das ab? Nach einem persönlichen und unabhängigen Online-Gespräch bist du herzlich eingeladen, einen RUNDE REISE Wochenend-Ausflug mit einer Radkutsche zu machen. Du bekommst von RUNDE REISE eine erholsame und familienfreundliche Strecke mit liebevoll ausgearbeitetem Tourenguide und spannenden Ausflugsvorschlägen für die ganze Familie plus eine/zwei Übernachtungen z.B. am Bauernhof, im Schlaffässchen oder Bauwagen…

Bei dieser 2 bis 3-tägigen Wochenend-Ausfahrt kannst du das Radkutsche Rapid auf Herz und Nieren testen: Erfahre unterschiedliches Terrain, lerne die Akku-Leistung und den Motor kennen und lass dich überraschen, was alles in die Cargo-Wanne rein passt! Deine Kinder können entweder selbst mit radeln oder vorn in der Wanne chillen - ganz wie du magst!

  • Start / Ziel: Eberswalde oder Chorin / Brandenburg (ca. 25 Zug-Minuten von Berlin Hbf)

  • Termine: Auf Anfrage / ab sofort bis Anfang November 2024 - wir empfehlen FR bis SO Nachmittag

  • Preis für zB. 2 Erwachsene / 2 Kinder / 2 Übernachtungen: Auf Anfrage / abhängig vom Umfang der Tour / ab EUR 555,-


 

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